Elodie Boyer: Lettres du Havre Stadt, Text und Zeichen

Le Havre gehört, ähnlich wie Rotterdam, zu den Städten, die keine klassischen Schönheiten sind, aber dafür der Kreativität erstaunliche Freiräume eröffnen. Die französische Hafenstadt ist bis heute geprägt von den Zerstörungen im zweiten Weltkrieg – und dem modernen Wiederaufbau des Stadtkerns nach einem Masterplan von Auguste Perret in den 1950er Jahren. Das wirtschaftliche Auf und Ab von Seehafen und Ölindustrie hinterließ Brachen im Stadtraum, die kreative und alternative Nutzungen geradezu anziehen. Hier fand die französische Markenberaterin und Designmanagerin Elodie Boyer eine Arbeitsumgebung, die im stimulierendem Kontrast zur glänzenden Metropole Paris steht, und gründete 2011 zusätzlich zu ihrer Pariser Agentur den Verlag „Editions Non Standard", in dem sie Buchprojekte mit Herzblut realisiert.

Zum Beispiel den fast zwei Kilo schweren Band „Lettres du Havre". Schon der Titel spielt mit zwei Bedeutungen des französischen Wortes „Lettre": Es benennt sowohl den einzelnen Buchstaben als auch den geschriebenen Brief. Elodie Boyer streifte für das Buch mit der Kamera durch Le Havre und dokumentierte Schriftzeichen und Schilder im Stadtraum. Im Buch stehen diesen Fotografien fiktive Briefe des Autors Jean Segui gegenüber; Bilder und Texte verweben sich zu einem facettenreichen, authentischen und zugewandten Porträt der Stadt, zu einer Hommage an ihre raue Schönheit. Elodie Boyer und unit-design verbindet die mehrfache Zusammenarbeit in Branding- und Signaletik-Projekten der letzten Jahre, woraus sich inzwischen eine kollegiale Freundschaft entwickelt hat. Daher steuerte Bernd Hilpert gerne einen Gastbeitrag zu Elodie Boyers Buch bei, der Fragen von Text und Zeichen im Stadtraum aus der Sicht des Architekten und Informationsdesigners betrachtet – neben weiteren Beiträgen der Semiotikerin Valérie Patrin-Leclère, des Grafikdesigners Patrick Doan sowie von Arie Lenoir, der in Amsterdam künstlerische Bücher gestaltet und druckt.

Éditions Non Standard:

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Buchbeitrag in Lettres du Havre:

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